Als Studienobjekt geeignet

Der Rückbau eines Gebäudekomplexes des Studierendenwerks Bonn zeigt viel von dem, was den facettenreichen Rückbau in Innenstadtlagen auszeichnet

Ob nun die Wohnheime Tillmannhaus und Carl-Schurz-Colleg oder aber die schon fast berühmte „Nasse-Mensa“, mit den Gebäuden im sog. Carré Nassestraße in der eng bebauten Bonner Südstadt dürften viele, die in Bonn studiert haben zahlreiche Erinnerungen verknüpfen. Nun sollen die mittlerweile deutlich in die Jahre gekommenen Gebäude des Studierendenwerks Bonn weichen, um Platz zu schaffen für ein neues „Herzstück der sozialen Infrastruktur der Universitätsstadt“. Geplant ist nach Aussagen des Studierendenwerks eine Neuinterpretation der „klassischen“ Mensa hin zu einem sozialen Ort des Austauschs, der Regeneration, des gemeinsamen Lernens und selbstverständlich auch des Essens und Trinkens. Zudem sollen dort künftig Beratungsangebote und Verwaltung in einem Studierendenservicezentrum gebündelt sowie studentischer Wohnraum geschaffen werden.

Quasi als Lehrstück für die komplexen Aufgabenstellungen an den modernen Abbruch im Allgemeinen und insbesondere an Rückbauten in Innenstadtlagen dürften auch die seit April laufenden
Abbrucharbeiten durch die Spezialisten des DA-Mitgliedsunternehmens AWR Abbruch GmbH aus Urmitz geeignet sein.

Schadstoffsanierung und selektiver Rückbau
So fällt bei den zum Teil bereits mehrfach umgebauten Gebäuden neben KMF, PAK und PCB insbesondere Asbest, sowohl fest- als auch schwachgebunden, als Schadstoff an. Die AWR ist für diese
Problemstellung nicht zuletzt durch eigene Schadstoffpoliere bestens aufgestellt. Zusätzlich werden kontaminierte bewegliche Teile wie Flansche, Klappen, Fenster oder Türen vor Ort  beispielsweise durch Abkleben des Kitts sicher eingehaust, um sie dann in der eigenen Anlage in Urmitz zu sanieren. Bei der AWR ein gängiges Verfahren, das nicht nur die Schwarzbereiche auf der Baustelle reduziert, sondern auch die Abläufe vor Ort optimiert.

Die Gebäude werden einzeln nacheinander von oben nach unten in Treppenform zurückgebaut, wobei im Rahmen des selektiven Rückbaus nach vorheriger Ausschleusung der Schadstoffe die
mineralischen und nicht mineralischen Fraktionen mit dem Ziel einer möglichst hohen Aufbereitungsquote sortiert werden. Einzelne Materialien wie Türen oder Küchengeräte der Mensa werden
zum Teil wiederverwendet. Der vor Ort gewonnene Bauschutt soll schließlich bei der Recycling-Hof-Urmitz GmbH möglichst zu RC-Produkten weiterverarbeitet werden. Die AWR rechnet derzeit mit 17.000 Tonnen Bauschutt, von denen 7.000 Tonnen wieder vor Ort verfüllt werden sollen.

Enge Bebauung im Umfeld als Herausforderung
Das Projekt befindet sich in einem sehr eng bebauten sensiblen Umfeld. Außerdem bleiben in dem abzubrechenden Komplex einige Bauten als Bestandsgebäude stehen, hierunter befinden sich auch Wohngebäude. Die Anforderungen an die auch auf Innenstadtlagen spezialisierte AWR sind in dieser Hinsicht also entsprechend hoch.

Dies betrifft auch die Absperrung und Sicherung des gesamten Komplexes mittels Kameras und Stahlgitterbauzäunen. Hier liegt die besondere Herausforderung vor Ort in Bonn in einer Tanzschule mitten im Hof des Carrés, deren Betrieb während des gesamten Dauer der Arbeiten abends aufrechterhalten wird. Hier musste eine Beleuchtung installiert und ein sicherer Zugang geschaffen werden.

Neben den üblichen Maßnahmen zur Lärm- und Staubminderung wie dem Einsatz entsprechender Maschinen und dem händischen Wassereinsatz gibt es auf dem Rückbauareal an verschiedenen
Standorten ein besonders engmaschiges Netz an Messstationen für Lärm.

Parallel zu den Rückbauarbeiten erfolgen Erschütterungsmessungen in den Bestandsgebäuden – zum Schutz der Wohnhäuser selbst und nicht zuletzt aufgrund der Nähe zu denkmalgeschützten
Gebäuden. Um die Nachbar- und die Bestandsgebäude im Carré darüber hinaus zu schützen, wurde zunächst im Untergeschoss die Wandstärke der Bauten eruiert. Wände und Giebel der beiden
Bestandsgebäude werden schließlich durch eine Rückverankerung gesichert. Zudem bleiben Teile der Kelleraußenwände zur Sicherung zunächst bestehen. Weitere Maßnahmen sind u.a. die Anbringung eines Hängegerüsts und der Einsatz eines Abbruchvorhanges.

Basic Facts
Die zwischen 1932 und 1961 erbauten Gebäude umfassen einen umbauten Raum von insgesamt 43.820 m³. Zur Entkernung und Sanierung setzt AWR 20 und für Rückbau und Entsorgung 6 Mitarbeiter ein. Eingesetzte Maschinen sind: Liebherr 950 LF, CAT 352, CAT 329, CAT 315 M, CAT 216 B „Skitlader“, Hitachi ZX 300 sowie Hitachi ZX 35 U Minibagger. Das Projekt soll Ende November 2021 beendet sein.

 

Informationen:
AWR Abbruch GmbH
Rudolf-Diesel-Straße 25
56220 Urmitz
Tel.: +49 2630 9626 0
info@awr-abbruch.de
www.awr-abbruch.de